Liebe Leserin und lieber Leser,

sobald du in die Selbstständigkeit startest, wirst du ihnen mit einer gewissen Regelmäßigkeit begegnen. So wie es Gezeiten und Jahreszeiten gibt, werden auch sie immer wieder auf dich zukommen: Durststrecken. In den unterschiedlichsten Formen. Planungen lassen sich nicht wie gewünscht realisieren, Hindernisse treten auf, Entwicklungen verzögern sich.

Das fängt bei kleinen Dingen an, wie zum Beispiel der zeitnahen Veröffentlichung eines Blog-Beitrags, und reicht bis zu großen, kräftezehrenden Herausforderungen, die ein intensives Handeln erfordern. In solchen Phasen ist es wichtig, dass deine Selbstständigkeit mit deinen Werten, Talenten und Neigungen übereinstimmt.

Willst du dich tierisch verbiegen?

Ich werde immer wieder gefragt, ob es nicht sinnvoller ist, sich eine selbstständige Tätigkeit zu suchen, die vielleicht nicht unbedingt den eigenen Werten entspricht, aber finanziell wesentlich lukrativer erscheint. Aus meiner Erfahrung kann ich davon nur abraten. Wenn du dich erst tierisch verbiegen musst, um deine selbstständige Tätigkeit auch in Krisenzeiten fortzuführen, dann wirst du wiederkehrende Durststrecken auf Dauer nicht bewältigen können. Deshalb sind deine Werte enorm wichtig. Wie du deine Werte ermitteln kannst, habe ich in der zweiten Folge meiner Blog-Serie beschrieben. Du kannst es hier nachlesen.

In der dritten Folge verrate ich dir heute, was du tun kannst, wenn deine Produkt- oder Dienstleistungs-Idee keine Interessenten findet, wie du Geschäfts-Ideen besser an deine Zielgruppe anpasst und wann es an der Zeit ist, bei einer Idee den Stecker zu ziehen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!

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Kannst du die Realität akzeptieren?

Für die Tätigkeit als selbstständiger Unternehmer gibt es drei Grundwerte, die meiner Ansicht nach entscheidend sind. Es sind Eigenschaften und Fähigkeiten, die altbacken klingen mögen, die aber auch in Zukunft ihre Gültigkeit behalten werden. Diese Grundwerte sind Disziplin, Ausdauer und die Akzeptanz der Realität.

Was ich damit meine? Stell dir folgende Entwicklung vor: Du hast dein Produkt oder deine Dienstleistung an deiner Zielgruppe getestet. Das Feedback war positiv. Du hast dir einen Starttermin gesetzt und hast dein Produkt auf den Markt gebracht. Dein Ziel ist es, im ersten Monat 3.000 Euro mit deiner Geschäfts-Idee einzunehmen. Nach dem zweiten Monat haben deine Einnahmen noch immer keine signifikante Höhe erreicht. Du hast ausdauernd und diszipliniert für dein Produkt gerackert. Der erwartete Erfolg ist jedoch ausgeblieben.

Was kannst du jetzt tun?

Ein Grund für den mangelnden Erfolg könnte sein, dass das Design deines Produktes oder deine Dienstleistung noch nicht vollständig ist. Möglicherweise hast du Schlüsselpartner vergessen oder du bist von falschen Annahmen ausgegangen. In einem solchen Fall ist es sinnvoll, wenn du dir eine Auszeit nimmst, und das Design und Konzept deines Produktes schrittweise durchgehst. In welchen Bereichen könntest du Optimierungen vornehmen, wie lässt sich eine gesteigerte Nachfrage erzeugen, welche Marketingmaßnahmen könntest du zusätzlich nutzen?

Was ist deine große und neue Geschäfts-Idee?

Zudem solltest du dich fragen, was der große und neue Aspekt deiner Geschäfts-Idee ist. Was macht dein Produkt und deine Dienstleistung einmalig? Idealerweise solltest du dir diese Frage natürlich schon vor dem Beginn deiner Selbstständigkeit gestellt haben. Arbeite mithilfe dieser Frage dein Design durch. Kontaktiere deine bisherigen Kunden, insofern dies möglich ist, frage sie, was ihnen an deinem Produkt gefallen hat und was nicht. Nimm das Feedback mit in deine Überlegungen auf. Entscheide dich für Veränderungen und setze sie zeitnah um. Lege zudem ein zeitliches Limit für deine weitere selbstständige Tätigkeit fest, beispielsweise ein bis drei Monate.

Jetzt wird es Zeit, den Stecker zu ziehen

Falls du trotz deiner Design-Veränderungen bis dahin deine Einnahmen nicht signifikant steigern und mindestens 2.000 Euro pro Monat erreichen konntest, dann gehe noch einmal deine Zahlen durch. Betrachte deine Einnahmen und Ausgaben. Schau dir an, wie das prozentuale Wachstum deiner Geschäfts-Idee über die Monate verlaufen ist. Wenn die Zahlen keine Wende erkennen lassen, dann zieh den Stecker. Das mag schmerzhaft sein. Aber was soll dir eine Geschäfts-Idee bringen, die dich frustriert und letztlich nur Geld kostet. Die Grundlage einer erfolgreichen Selbstständigkeit sind die Einnahmen. Einnahmen lassen sich messen. Orientiere dich bei deiner Entscheidung an der Realität. Orientiere dich an nüchternen Zahlen und Fakten. Viele Leute verweigern sich der Realität. Sie setzen auf Hoffnungen und Träume. Vielleicht kommt ja doch noch der Umschwung, vielleicht wird alles besser. Für eine erfolgreiche Selbstständigkeit ist eine solche Haltung kontraproduktiv.

Wie du das Beste aus einer erfolglosen Geschäfts-Idee machst

Zieh den Stecker bei deinem Produkt. Schau dir an, welche Teilbereiche möglicherweise gut gelaufen sind und funktioniert haben. Lässt sich eventuell daraus eine Geschäft-Idee entwickeln? Was wäre der große, neue Aspekt dabei? Kontaktiere deine Kunden und frage sie, wie wichtig dieser Teilbereich für sie ist und was er ihnen wert wäre.

An deiner Geschäfts-Idee hat überhaupt nichts wirklich gut funktioniert und du hattest auch keine Kunden? Dann wähle den umgekehrten Ansatz. Kontaktiere potenzielle Kunden und frage, in welchem Bereich sie Unterstützung gebrauchen könnten? Ermittle, welche gemeinsamen Bedürfnisse sie haben. Frage sie, was am wertvollsten für sie wäre und welchen Betrag sie dafür im Jahr ausgeben würden?

Eine schlechte Geschäfts-Idee ist keine Schande

Über diesen Ansatz kannst du ermitteln, ob zumindest eine gewisse Nachfrage besteht. Denn manchmal finden Geschäfts-Ideen einfach keine Kundschaft oder sind schlichtweg schlecht. Das ist keine Schande.

Die Fähigkeit, die Realität zu akzeptieren und sich einzugestehen, dass etwas nicht geklappt hat, ist eine wichtige Erfahrung und Eigenschaft, um erfolgreich selbstständig zu sein und die eigenen Werte beruflich passend umsetzen zu können.

Schließlich soll deine selbstständige Tätigkeit erfüllend und nicht frustrierend sein.

In der vierten Folge meiner Blog-Serie werde ich dir verraten, wie du Teilbereiche deiner Selbstständigkeit auslagerst und dich nicht mit zu vielen Aufgaben überlastest. Ich wünsche dir einen guten Start in die Woche.

Viele Grüße
Volker

2 Kommentare
  1. Gabi sagte:

    Sehr gut! Ich war 39 Jahre 9 Monate und 28 Tage selbständig. Erfolgreich, darf ich sagen. Mit welcher Naivität da manchmal ans Werk gegangen wird ist bemerkenswert. Da ich jetzt unter die Bloggerinnen gegangen bin wundere ich manchmal sehr, wie viele angeblich Geld verdienen und davon leben können,wollen,sollen. Versicherungen, Steuern usw. wird das bezahlt? Zwei Jahre Selbständigkeit und 10 Jahre Schulden, das habe ich gesehen. Bitte informiert Euch vorher. Unwissenheit schützt nicht vor dem Gesetz! Lg. Gabi

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  2. Silke Bicker - Erdhaftig sagte:

    Potentielle Kunden zu fragen ist eine gute Idee. Oft hilft es auch im Bekanntenkreis herum zu fragen, was sie sich wünschen würden, wenn… oder so.
    Ich habe so vor einigen Wochen eine alte Zielgruppe reaktivieren können: mit einer alten Idee, die heute zu teuer für Zielgruppe, aber immer noch attraktiv ist. Die ersten Freiwilligen testen die alte, neue Idee gerade 😉 mit deren Erfahrungen lässt das neue Produkt verfeinern und auf den Markt bringen.

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